Ich habe in meinem ganzen Leben nicht geglaubt, dass ich noch mal so intensiv an diese Zeit erinnert werde! In meiner Kindheit gehörten die Begriffe „Kalter Krieg“ und „Eiserner Vorhang“ zum Alltag. Mein Weltbild enthielt noch eindeutig Böses und Gutes. „Der Russe“ war die Hauptmacht des Warschauer Paktes und zählte für die Mehrheit der hiesigen Bevölkerung eindeutig nicht zu den Freunden. Meine Tante wohnte in der DDR. Innerhalb der Familien war das Thema Politik ein Tabu. Zu groß waren die Differenzen!
Als ich die Realschule verließ, gab es erste Verhandlungen zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der Nato, mit dem Ziel, die Anzahl der Raketen-Abwehrsysteme, der Interkontinentalraketen und atombewaffneten U-Boote weltweit zu reduzieren. Gefühlt dauerte es ewig, bis endlich eine Einigung über die Vernichtung und das Verbot der Wiederherstellung bestimmter Waffensysteme erreicht wurde. Das Ergebnis nannte man die „Doppelte Nulllösung“! Alle waren unglaublich erleichtert, dass das permanente Aufrüsten ein Ende haben sollte und sogar ein Abbau der vorhandenen Waffen vorgesehen war. Diese Erleichterung gipfelte darin, dass wir völlig sinnfrei unserer damals 2jährigen, sehr sprachgewandten Tochter das Wort beibrachten.
Aber ich will kein Geschichtsbuch schreiben. Fest steht, dass sich meine Sicht auf Ost und West im Laufe der Jahre positiv entwickeln durfte. Mir und vielen Anderen war die Angst vor einem Krieg genommen und wir lernten, dass Vertrauen „die stillste Art von Mut“ sein kann.
Wie komme ich überhaupt darauf? Ich habe mir in der Erziehung meiner Kinder ganz viel Mühe gegeben, sie angstfrei aufwachsen zu lassen. Jetzt bin ich traurig darüber, dass auf leisen Pfoten die Angst in unser Leben zurück kehrt. Schon in der Corona-Phase fühlte ich mich mehr und mehr mit einer furchteinflößenden Verwaltung meines Lebens konfrontiert und irgendwie der Entwicklung ausgeliefert. Aber ich habe auch gemerkt, dass viele meiner Mitmenschen ganz viele, oft auch surreale Ängste entwickelt haben. Mit der aktuell letzten katastrophalen Entwicklung im Osten beginnt sich auch bei mir ein sorgendes Gefühl in den Gedanken einzunisten. Es ist einfach so bitter, dass jegliches Vertrauen zu mutig gewesen sein soll. Aber ich will dieser Stimmung nicht nachgeben und so schließe ich meinen heutigen Beitrag mit einem Ausspruch, der von Mark Aurel stammen soll „Denke lieber an das, was du hast, als an das, was dir fehlt! “