Bilanz ziehen ist schmerzhaft

Ich bin nun schon einige Zeit zu Hause, also ohne die Verpflichtung meine Zeit gegen Lohn / Gehalt zu verkaufen. So habe ich das noch nie formuliert. Das muss ich erst mal sacken lassen.
Mir ist aufgefallen, dass irgendwie nicht nur etwas, sondern eine ganze Menge fehlt! Tja, wo fange ich an? Mir fehlt das soziale Miteinander mit den Kollegen, mir fehlt die Tagesstruktur aus dem Arbeitsalltag. Mir fehlt das Sehnen nach Zeit für mich. Ja, ehrlich! Das ist nicht zu unterschätzen. Während ich mich früher enorm auf ein Wochenende oder den Urlaub freuen konnte, ist jetzt ein schleichendes Gefühl der Langeweile in meinem Alltag eingezogen. Mir fehlen die Gegensätze zwischen Arbeit und Freizeit, Arbeitswoche und Wochenende, Ruhe und Hektik. Die Routine, die ich früher sehr schätzte, fängt an mich zu nerven. Ich schäme mich ein wenig dafür und kann mir gut vorstellen, dass jeder, der im Arbeits- und Erwerbsleben steht, jetzt die Augen verdreht und mir ein wenig charmantes Etikett verpasst. Na gut, ich verstehe das und eigentlich will ich etwas anderes damit zum Ausdruck bringen. Nämlich die Tatsache, dass ich früher vielleicht zu einseitig gedacht habe und nur noch genervt war. Ich weiß natürlich, dass ich mir eine neue Herausforderung suchen kann. Und dann ist der Punkt erreicht, an dem es schmerzhaft wird. Denn in den vergangenen Jahren habe ich mehr oder weniger „Federn gelassen.“ Die Schnelligkeit hat nachgelassen, die Konzentration ist schlechter geworden, die Belastbarkeit hat gelitten. Das habe ich allerdings erst verzögert wahr genommen. Suche ich mir etwas Neues, egal ob ein Hobby oder eine Aushilfstätigkeit oder ein Ehrenamt, stelle ich plötzlich fest, dass ich das gar nicht mehr möchte oder mir nicht mehr zutraue oder mir die Zu- und Umstände irgendwie nicht passen. Und das ist doch ein Dilemma! Oder?
Zum Glück habe ich in meinem Leben immer wieder erfahren dürfen, dass sich solche Phasen legen. Also gehe ich jetzt erst mal auf meine Couch, lese ein Buch, schaue einen Film oder gehe einen Cappuccino trinken.
Ich wünsche euch viel Vorfreude auf das nächste Wochenende!